Nay Gand WasserVollgepackt mit Emotionen

Fragt ein Zuschauer am Rand des Trainingsgeländes: Was denn in dem Dummy drin, ob der mit Futter gefüllt sei? 
Antwortet die Kursteilnehmerin: Nein, es sei nichts drin, es gebe verschiedene Grössen und Farben und Formen. 

Als Trainerin sehe ich das ganz anders! Sehr wohl, ist ein Dummy gefüllt! Es ist vollgestopft mit Emotionen, mit Spass, mit Beutefang und Glücksgefühlen! Sonst würde es sich für den Hund nicht lohnen, es rumzuschleppen :-)) 

Angewandte Lerntheorie, macht doch Spass! 

Jahresrückblick 2019

"Fang nie an aufzuhören, hör nie auf anzufangen."
Dieser Spruch zog sich wie ein roter Faden durch mein Jahr 2019. Es war geprägt von Umbruch, aber auch von Neubeginn.

'Aufzuhören' war, als ich im Sommer nach 25 Berufsjahren den Abschied von der Grosstierpraxis vollzogen hatte. Das war ein harter Brocken, an dem ich vorgängig lange gekaut hatte. Der Entscheid war notwendig, um Raum zu schaffen für die Fokussierung auf Kleintierpraxis, Hundetraining und Verhaltensberatung.
'Anzufangen' bedeutet für mich, dass sich vor mir ein Wissensfeld aufgetan hat, dessen Tiefe ich noch immer nicht ergründen kann. Ich bin eingetaucht in die Welt der Verhaltensbiologie, der Neurobiologie und Ethologie der Hunde. Als Naturwissenschafterin fühle ich mich hier wohl, mein Wissensdurst ist schier unstillbar.

Meinen eigenen Hunden kommt auf dem Weg, Hunde besser zu verstehen, eine grosse Bedeutung zu. Sie sind meine besten Lehrer, sie liefern das Rüstzeug für die Basics und für so viel Spannendes, was darauf aufbaut. Und es macht mir so viel Spass, diese Basics an motivierte Teams weitergeben zu dürfen, in Trainings oder in Seminaren.
Ein kleines Beispiel: am 2. Kurstag im Morvan haben mich die Kursteilnehmer während des Frühstücks gefragt, wann denn die Theorie geplant sei; sie konnten es kaum erwarten, zum Thema Jagdsequenz ihr Wissen zu erweitern, und wie spannend war es dann, als wir für jeden Hund individuell an dem Thema gearbeitet haben. Nota bene: sofort nach dem Frühstück, bevor wir zum praktischen Training starteten. Ich freue mich sehr, dass viele von euch bereits Interesse angemeldet haben an kommenden Kursen.

Dann war im 2019 auch noch ...
... die Trainerausbildung 'Welt der Gerüche', die sich durch das ganze Jahr gezogen hat: wie inspirierend und fruchtbar war es, neue hundebegeisterte Menschen kennen zu lernen und gemeinsam einen Ausbildungsweg zu gehen. Darüber habe ich schon berichtet.
... das traditionelle Weekend im Gasterental, mit Conny und Aad, die von Holland angereist sind.
... der Working Test in Oberwald, wo Nayra ihren besten Leistungsstand abfragen konnte.
... die zahlreichen Seminare, die ich als Lernende mit meinen Hunden besucht habe.

Puzzle 19Das Jahr 2019 neigt sich nun dem Ende zu. Eine grosse Dankbarkeit erfüllt meinen persönlichen Rückblick. Wie viel durfte ich mit euch gemeinsam erleben! Unzählige Momente des Glücks, des Staunens, der Spannung, der Befriedigung werden die Erinnerungen prägen. Danke an alle, die mit mir die 'Faszination Hund' teilen!
Ich freue mich, auch im kommenden Jahr wieder abwechslungsreiche Trainings und Seminare gestalten zu dürfen!

Zum neuen Jahr wünsche ich dir und deinem Vierbeiner eine gute Gesundheit und viele unvergessliche Momente von gemeinsamem Glück und Spass.
Herzlich, Andrea

Umgang mit einer unerwarteten Situation     Oktober 2019

Nayra war am Working Test Romandie Ende September erstmals blockiert, als sie die zweite Markierung von einem Doppelmark bringen sollte. Sie suchte, fand, und blieb in Nähe des Dummys stehen, eingefroren, rechtwinklig zu mir ausgerichtet, den Kopf waagrecht unbeweglich haltend, die Rute tief.

Sie war nicht in der Lage, das Dummy vom Boden aufzunehmen. Erst nach wiederholtem Ermuntern (eine Null war ja bereits notiert wegen Blinkens) brachte sie mir das Dummy.

Meine Interpretation: eine Duftmarke am Boden in Nähe des Dummys war für Nayra in dieser Situation zu stark, hat sie aus der Bahn geworfen.

Nayra startete freudig in die Prüfung, ausser ihres wechselnden bis fehlenden Appetits seit einer Woche war mir zu Hause nichts aufgefallen. Ihre Portion Kalorien erhielt sie als Leckerbissen aus meiner Hand, so konnte sie fressen.

Wer eines meiner Seminare besuchte, hat gelernt: Verhalten steht immer in einem Kontext, das selbe Verhalten kann verschiedene Ursachen haben. Es lohnt sich genauer hinzusehen, statt eine Etikette dran zu hängen. Unerwünschtes Verhalten ordnen wir ein; erstens: welches ist der Funktionskreis: Soziales / Sicherheit / Fortpflanzung? und zweitens: wie ist die aktuelle emotionale Verfassung: Neugier/Jagdverhalten oder beispielsweise Stress/Angst.

Bei der nächsten Aufgabe an dem Working Test, abermals eine Doppelmarkierung, stoppte Nayra wiederum auf dem Weg zum zweiten Dummy, und zwar genau an der Stelle, wo die 15 Hunde der Beginner Klasse ziemlich gestresst sitzen mussten; ihr Führer lief allein weg, und hinter dem Hund fiel eine beschossene Markierung. Diese Po-Abdrücke hinterliessen Duftspuren, die Nayras Interesse ablenkten, und zwar im aversiven (unangenehmen) Sinn: sie war abermals eingefroren und war völlig blockiert.

Weshalb Nayra nicht über die völlig alltäglichen Gerüche hinweg kam, lag an ihrem aktuellen hormonellen Status. Sie war gerade 60 Tage nach Stehtagen der Läufigkeit, hatte deutliche Zeichen von Scheinträchtigkeit (wechselnder Appetit, Gesäugeanbildung mit Milchproduktion, leckte häufig an der Vulva). Was braucht nun eine Hündin um den Geburtstermin? Ruhe, Sicherheit, aber gewiss nicht Gerüche von vielen fremden Artgenossen. Meine Nähe war ihr besonders wichtig, sie hat sich nicht von mir lösen können selbst für einfache Markierungen, ihr Tempo war sehr gehemmt.

Eine gehemmtes Verhalten, oder gar eine Blockade, muss unbedingt ernst genommen werden. Wenn mein Hund kommuniziert: "das geht jetzt gerade nicht!" so akzeptiere ich das. Ich analysiere die Hintergründe dieses hundlichen Entscheids: entweder habe ich ihn zuwenig sorgfältig ausgebildet, die Situation war zu komplex, die Signale nicht klar genug. Oder es sind weitere, extrinsische oder intrinsische Faktoren, die zu einer Blockierung führen. Die Erkenntnis trägt zu einer Erweiterung meines persönlichen Horizonts bei und ist der Schlüssel zu echtem Vertrauen.

Ein Hund mit einer Verhaltensänderung gehört medizinisch abgeklärt. Ich habe eine umfassende Blutuntersuchung gemacht und festgestellt, dass Nayra eine temporäre Unterstützung benötigt, bis die hormonelle Situation sich beruhigt hat.

Meine tiefe Liebe zum Wesen Hund lässt nicht zu, dass ich Nayra davon überzeugen soll, etwas zu tun, das sie gerade nicht kann. Nayra hat am Working Test in Oberwald gezeigt, was möglich ist, wenn alles stimmt. Nun begleite ich sie durch diese schwierige Phase und freue mich auf frische Lust!